Herzschlagfinale bringt Überraschungserfolg
Packende Partien, Zeitnot, drei Runden in Unterzahl – und doch fährt Team Bitburg in einem dramatischen Finish beim Eifeler Schachfestival einen Überraschungserfolg ein. Um ein Haar hätte es sogar noch mehr Grund zur Freude gegeben.
An einem verregneten Samstag Ende Mai kommen 75 Schachspielerinnen und Schachspieler beim Eifeler Schachfestival im belgischen Wirtzfeld zum Teamwettkampf im Schnellschach zusammen.
Es treten an: 18 Mannschaften mit jeweils vier Spielern, aufgeteilt in zwei unterschiedliche Ligen. Auch die Schachfreunde Bitburg stellen ein Team, das sich in seiner Division („Div 2“) gegen neun andere Mannschaften behaupten muss. Gespielt werden insgesamt sieben Runden. In den Partien stehen jedem Spieler 15 Minuten Bedenkzeit zur Verfügung, nach jedem Zug gibt es nochmal fünf Sekunden dazu. Für die Podiumsplätze gibt es Pokale zu gewinnen, ebenso für den jeweiligen Titel des Brettmeisters – desjenigen Spielers also, der im Fernduell mit seinen Gegnern am gleichen Brett die meisten Punkte holt.

Draußen gehen dicke Regentropfen auf die sattgrüne Eifeler Landschaft rund um das kleine Wirtzfeld nieder. Drinnen, im Festsaal des Hotels Drosson, werden die Schachuhren scharf gestellt und eine angespannte Stille macht sich im Saal breit, die nur durch das regelmäßige Klacken der Uhren durchbrochen wird.
Die erste Runde gegen die Schachfreunde Brand 2 aus Aachen ist für Bitburg ein Auftakt nach Maß. Pauls, Mies und Lang können ihre Schnellschachpartien für sich entscheiden und sichern so einen 3:1-Erfolg. Es folgt in Runde zwei ein Remis gegen Kalterherberg und in Runde drei ein eindeutiger 3,5:0,5-Erfolg gegen den belgischen Schachclub CREC Charleroi.
In der vierten Runde dann erwartet Bitburg den Favoriten auf den Gesamtsieg: den SV Landen aus Belgien. In einer hart umkämpften Partie gelingt Mies an Brett 2 ein beachtlicher Sieg gegen seinen um fast 300 ELO-Punkte stärker gewerteten Kontrahenten. Lang kommt an Brett 3 auf ein gutes Remis. Neuerburg und Pauls wiederum müssen sich leider geschlagen geben – so kommt es zur ersten Turnierniederlage für die Bitburger. Und noch eine schlechte Nachricht: Pauls muss terminlich für die drei verbleibenden Turnierrunden passen. Team Bitburg macht damit in Unterzahl weiter und geht mit jeweils einem Punkt Rückstand in die restlichen Vergleiche. Die Hoffnung auf einen Podiumsplatz rückt damit in weite Ferne. Zumal es nach einer kurzen Mittagspause gegen den belgischen Schachclub Philidor Genk eine zweite Niederlage für die Bitburger setzt. Nur Neuerburg an Brett 4 kann seine Partie für sich entscheiden.
Damit sind die Schachfreunde Bitburg für die zwei verbleibenden Vergleiche an allen drei Brettern zum Siegen verdammt, wenn in Richtung Platz drei noch etwas gehen soll.
Im vorletzten Vergleich gegen das belgische St. Vith liefern dann alle: Sowohl Mies, als auch Neuerburg, als auch Lang gewinnen ihre Partien und verschaffen sich so ein Finale um den dritten Platz gegen das Team „Unser Flame“ des belgischen Schachclubs Royal Namur Échecs. Für Mies, der ein herausragendes Turnier spielt und bei fünf Siegen (5 Pkt.) nach sechs Partien steht, geht es darüber hinaus noch um den Titel des Brettmeisters an Brett 2, für den ebenfalls ein Pokal winkt.

Dinev, der an Brett 3 bislang in sechs Partien ungeschlagen blieb (5,5 Pkt.!) und Brettmeister werden wird – gewinnt im Mittelspiel eine Qualität, Läufer gegen Turm, die sich Lang aber zum Beginn des Endspiels – trotz Zeitdruck – mit einer geschickten Fesselung wieder zurückholt. Als Dinev dann noch einen Mehrbauern aufgeben muss, finden sich beide Widersacher in einer ausgeglichenen Stellung mit je drei Bauern wieder, in der Lang aber einen Isolani verteidigen muss, während Dinev auf eine verbundene Bauernreihe setzen kann. Es ist ein Herzschlagfinale, die Schachuhr läuft erbarmungslos, die Züge werden hektischer. Dinev schafft es aber partout nicht, seinen König auf die Schlüsselfelder rund um seine Bauernreihe zu stellen. Und so erreicht Lang doch noch durch cleveren Abtausch, an dessen Ende nur der jeweilige König übrigbleibt, ein Remis gegen den Brettmeister und für Bitburg damit einen 2,5:1,5 -Erfolg.
Gespannt geht nun der Blick zu den Schiedsrichtern, die die finalen Ergebnisse auswerten. Und dann die erfreuliche Nachricht: Es hat gereicht! Die Schachfreunde Bitburg belegen in Unterzahl doch noch den dritten Platz und fahren mit einem Pokal nach Hause.


Großer Dank auch an den Ausrichter, die Schachfreunde Wirtzfeld, für ein tolles Turnier.
